Hannes Fladerer zeigt in dieser Ausstellung Skulpturen und Plastiken, in denen er sich bildhauerisch mit dem menschlichen Herzen auseinandersetzt. Er geht auf dessen visuelle und haptische Formensprache ein, ohne den Symbolwert zu zitieren. Ihn interessiert das Herz als Antriebsorgan des Lebendigen und durch welche plastischen Methoden es als solches erfahrbar und vermittelbar wird.
"In einer Folge von Skulpturen bin ich auf eine Qualität der Herzform gestossen, Brennpunkt
für mehrteilige Formen zu sein, Energie zu sammeln und diese weiterzuleiten." (H.F.)
Eine vordergründige Nähe zu Blut, zur Farbe Rot bricht der Künstler, indem er kühle Metalle, wie Aluminium, Blei, Zink und Bronze verwendet. Auch bleibt Hannes Fladerer nicht bei der Muskelform des Herzens. Vielmehr löst er dessen Kompaktheit auf, öffnet Herzklappen, Aorta und Venen und nimmt ihm so optische und empfundene Schwere, hebt mit diesen Eingriffen die üblichen Funktionen auf. In diesem Ausloten heterogener Formen und Materialien wird für den Betrachter eine erstaunliche Vieldeutigkeit des plastischen Ausdrucks sichtbar.
Analogien zu anderen Lebensformen zeigen sich in der Skulptur "Regung": dem Zentrum einer sternförmigen Anordnung von gehäuteten Kirschholzästen entwächst ein geöffnetes Herz, das an eine Blüte erinnert. In der Skulptur «Herz knospt» arbeitet der Künstler mit dem Querschnitt des Herzens, dessen Form sich im Grundriss eines Wurzelstockes wiederfindet. Indem Fladerer in der Arbeit «Ausgang» die Herzaufrissform dreidimensional in die Höhe zieht, lässt er eine Gehäuseplastik entstehen, die einer möglichen Architekturform sehr nahe kommt, durchlässig, Bündelung des Lebensflusses, der weitergeleitet wird.
Im Prozess der Gestaltfindung, der beim Ton- oder Gipsmodell beginnt und über die Wachsabformung zum Metallrohguss verläuft, sowie im sensiblen Umgang mit der Ausstrahlung der verwendeten Materialien, zeichnet sich Hannes Fladerer als ein im hohen Maße genauer und aufmerksamer Bildhauer aus.
«Gibt es zugrundeliegende Zusammenhänge, wenn es möglich ist, die Funktionalität unserer Weltsicht zu verweigern und subjektive Wahrnehmung durch Artefakte zu belegen? Eine Form gibt das nächste Formbedürfnis, und jede erkannte Einmaligkeit einer auslösenden Erscheinung verhindert voreiliges Harmonisieren.» (H.F.)