Der Jahresschwerpunkt der Galerie atrium ed arte mit Fokus auf der Auseinandersetzung mit Stadt, Architektur und Modellen wird in der dritten Ausstellung der Kuratorinnen Silvie Aigner und Theresia Hauenfels besonders deutlich ausformuliert. Die Galerie an der Lerchenfelderstraße wird von „explicit architecture“ als Spielort umgestaltet, in dem plastische Elemente ebenso ihren Auftritt bekommen wie raumgreifende Zeichnungen.
Die junge Gruppe explicit architecture setzt sich aus zwei Architekten, Lukas Goebl und Oliver Ulrich, sowie dem Audio-Video Designer Boris Steiner zusammen. In ihrem Büro in der Nähe des Wiener Brunnenmarktes entsteht aber nicht Architektur im klassischen Sinn: Das Gleichgewicht zwischen Fiktion und Pragmatismus finden die drei Protagonisten dennoch, wie auch in ihrem Manifest, das aus 8 Punkten besteht, nachzulesen ist. „Wir sind Realisten, wir entwerfen Utopien. Unsere Architektur entsteht aus der Reibungsenergie zwischen Vision und Wirklichkeit. Explicit Architecture bedeutet mit beiden Beinen am Boden im Raum zu schweben.“
Tatsächlich im Raum schweben wird das „Zerstörungsmodell“, bei dessen Genese der eine oder andere Unfall keine unerhebliche Rolle spielt. Der Komponist für elektronische Musik Rupert Huber (auch bekannt unter dem Label „tosca“) bringt das Modell zum Sprechen. Die Klanginstallation wird zu einem elementaren Moment in der Wahrnehmung des Raums. Das Manifest der Architekten wird somit nicht nur visuell vorgeführt, sondern erhält eine akustische Dimension.
Unter der Nummer 0676/3025993 kann ein zusätzliches Kompositionselement aktiviert werden.
Das Cross-Over entspricht der Arbeitswelt von explicit-architecture, in dem analoge wie digitale Medien prozessual übereinander gelegt werden und sich verschränken. Dass jeder Entwurf mit einem Strich auf einem Blatt Papier anfängt, ist dennoch maßgeblich. So zeigt die Gruppe zwei mehrere Meter lange Zeichnungen, die jeweils aus mehreren Millionen Strichen bestehen, gemäß dem Motto von Paul Klee „Kein Tag ohne Linie“. Diese „Cities of Beautiful Bodies“ sind Städte der Fantasmen. Hier spürt man, dass Lukas Goebl bei Wolf D. Prix studiert hat und auch die Nähe zu Heidulf Gerngross, der mit der Gruppe befreundet ist, wird deutlich.
Die eindringliche visuelle Grammatik, derer sich die Zeichnung bedient, ist ebenso schlüssig, wie Punkt 8 des explicit´schen Manifestes: „Jede Idee braucht ihre Form, damit sie wirksam ist.“