Karen Holländer führt in ihrer neuesten Werkgruppe unter dem Titel «Grünflächen» das Thema «Konsumwelten» weiter, dem sie schon vor drei Jahren in der Galerie Atrium ed Arte eine Ausstellung gewidmet hatte.
Bei Spaziergängen durch die Stadt begegnet ihr eine Flut von Eindrücken, die zusammengewürfelt ist aus vielen Einzelheiten wie Leuchtschildern, Werbetafeln, Gerüchen, Geräuschen, Spots, starr blickenden Schaufensterpuppen, Waren und Menschengewühl. In dieser geballten, neonbeleuchteten Atmosphäre aus Sehnsüchten, Begierden und Träumen findet Karen Holländer die Sujets für ihre Bilder. Texte, in denen sie diese Alltagssituationen skizziert, und Schnappschüsse, die sie auf ihren Streifzügen sammelt, liefern ihr die Ideen für ihre Bilder.
Im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit steht immer die Künstlichkeit der Konsumwelten, von denen gleichermaßen eine geradezu unheimliche Kälte und Faszination ausgeht. Hier in diesen spiegelnden, glänzenden Tempeln wohnt das Neue, Perfekte und Erstrebenswerte, hier wird den neuesten Trends nachgejagt. Was aber passiert, wenn nach Ladenschluss die Menschenmengen durch die automatisch sich öffnenden und schließenden Türen nach draußen befördert werden und sich im Labyrinth der Seitenstrassen und U-Bahnnetze verlieren?
Eine einsame Spaziergängerin versenkt sich in den Anblick nackter Gliedmaßen von an die Wand gelehnten Ankleidepuppen. Der bloße Kopf einer Herrenpuppe liegt seitlich auf der Stellage. Sie hat das Gefühl, die verführerisch- gläsernen Augen beobachteten sie. Das grüne Neonlicht der Auslagenfenster spiegelt sich im nassen Asphalt der Strasse. Ein Mann schiebt in der Entfernung einen Einkaufswagen über den Parkplatz. Die nüchterne Architektur eines Einkaufszentrums türmt sich über ihm auf. Perfekt gekleidete, wohlproportionierte Schaufensterpuppen bevölkern starr und steif in künstlichen Posen die Auslagen der abendlichen Schaufenster, nur zwei tanzen aus der Reihe, ein dicklicher Mann im Smoking und eine Frau im langen Abendkleid. Aus einer Ritze im Beton wuchern sternförmig die gezackten Blätter eines frischen, grünen Löwenzahns....
All diese Szenen gelten als würdige Motive für Karen Holländers Bilder, in denen sie versucht, sich kritisch mit ihrer vom Konsumwahn dominierten Umwelt auseinanderzusetzen. Es entstehen Gemälde voller melancholischer Poesie.