Bild Einladung

Die Galerie Atrium ed Arte eröffnet am Freitag, dem 10. September 2010 um 19:00 Uhr die Austellung von Barbara Bernsteiner Bruno Klomfar.
Die Austellung ist bis 9. Oktober 2010 zu sehen.

Barbara Bernsteiner arbeitet mit Fundobjekten, die sie mit grauer Wolle umhüllt und zumeist in einer direkten Auseinandersetzung mit dem Raum installiert. Ihre Objekte stehen dabei im Kontext mit der internationalen Tendenz, textile Materialien wieder verstärkt in den Mittelpunkt skulpturaler Umsetzungen zu stellen. Die Basis ihrer Arbeit bildet der Alltag und seine Gegenstände, deren visuelle Wahrnehmung oft beiläufig passiert, ohne dass wir ihre Bedeutung hinterfragen oder zur Diskussion stellen. Die Künstlerin isoliert Zitate aus dem vor Ort wahrgenommenen Alltag und setzt sie zu einer neuen Geschichte zusammen, die jedoch die vorgefundene Situation ironisch überzeichnet. Die passive Entfremdung des ursprünglichen Gegenstands verstärkt die Künstlerin mittels der Umhüllung und Verhüllung der Objekte mit grauer Wolle. Neben Alltagsgegenständen sind es auch Fundstücke aus der Natur, wie Schwemmhölzer oder Steine, die sie überarbeitet und zu einer Installation zusammenfügt. In ihrer aktuellen Arbeit für die Galerie Atrium ed Arte setzt sie Schneckenhäuser als rhythmische Struktur an die Wand und präsentiert sie darüber hinaus auch unter dem humorvollen Titel „snails in glass-houses should not throw stones“ als Multiples in Glasboxen. Am Aufbau des Schneckenhauses fasziniert sie die mathematische Exaktheit ihres Aufbaus, der sich bis in das zarteste und filigranste Innere windet. Die aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gerissenen Gegenstände aus der Natur werden zu abstrakten Zeichen im Raum. Sie erinnern auch an die diffizile Spannung zwischen Mensch und Naur, in dem Barbara Bernsteiner die Balance des Fundortes durchbricht und die Schneckenhäuser in eine neue künstliche Realtität integriert und so auch eine inhaltliche Brücke zum Thema Zeit, Behausung, Schutz und idealer Konstruktion schafft. Die scheinbar identen und dennoch unterschiedlichen Formen der Schneckenhäuser werden durch die Umhäkelung zu Ikons, die letztlich zu einer weiteren komplexen Inhaltlichkeit führen.

Bruno Klomfar gehört zu jenen Architekturfotografen, die über das rein Dokumentarische hinaus gehen, ohne dabei jemals an Präzision einzubüßen. Seine Arbeiten werden international gezeigt und tragen zum hervorragenden Ruf des „Ländle“ als österreichisches Architekturmekka bei, jedoch in diesem Fall von der anderen Seite der Linse aus. Zwischen umfangreichen Publikationen für große Verlage findet der Vorarlberger Fotograf immer noch Zeit und Muse für eigenständige künstlerische Arbeiten. Ein wichtiges Motiv ist dabei die Thematik der Baustelle. Unter dem Titel „Transitory Territories“ befasst er sich mit technischen Strukturen, die flüchtige Zwischenphasen auf dem Weg eines Gebäudes zu seiner Bestimmung darstellen. Die architektonische Ummantelung des Hochregal-Lagers lässt das Skelett verschwinden, von außen gesehen bleibt eine banale Hülle. Die Kurzfristigkeit des physischen Zustandes ist evident, denn innerhalb von wenigen Wochen nach der Aufnahme wird sich das Erscheinungsbild radikal ändern und als Motiv nicht mehr nachvollziehbar sein. Die Aufnahmen fungieren als Protokoll und Backup einer temporären Erscheinung, die von der Industrie aus finanziellem Interesse möglichst effizient in zeitlich engem Rahmen gehalten wird. Die Baustellenphasen strahlen einen speziellen Reiz aus, weil Räume erfahrbar gemacht werden, die teilweise nur für wenige Stunden einen spezifischen Charakter annehmen und die darüber hinaus auch Einblicke ermöglichen, die an sich nicht spektakulär erscheinen, aber doch Raumerfahrungen nachvollziehbar machen, die in der Regel nur Menschen zugänglich sind, die im weiteren Sinne mit Raumgenerierung zu tun haben, aber systembedingt die sinnliche Qualität der Zwischenstadien nicht in ihren Fokus integrieren können. Die abgebildete technische Struktur, die auf der einen Seite durch die Präzision der Rasterung und Organisation der Einzelkomponenten besticht, lässt den Betrachter
in gewisser Weise aber auch etwas ratlos ob der Funktion dieser Matrix zurück. Dem technischen Raster wird ein Mantel der Unsichtbarkeit übergeworfen, es verschwindet in der Folge unter einer Hülle aus Stahlblech, die nichts mehr von der ästhetischen Qualität ihres Inhalts ahnen lässt. Einzig die Zerstörung bietet die Möglichkeit, wieder jemals ans Tageslicht zu gelangen.

 

Bruno Klomfar
«Barbara Bernsteiner Bruno Klomfar»
Vernissage

Freitag, 10. September 2010, 19.00 Uhr

Zu den Arbeiten sprechen die Kuratorinnen Sivie Aigner und Theresia Hauenfels.

AusstellungsdauerSamstag, 11. September bis Samstag, 9. Oktober 2010
AdresseA-1070 Wien, Lerchenfelderstraße 31   --> Lageplan
ÖffnungszeitenDienstag - Freitag: 14 - 18.30 Uhr
Samstag: 11 - 14 Uhr

oder nach telefonischer Vereinbarung